Albert Vigoleis Thelen
aan
Menno ter Braak

Palma de Mallorca, 17 mei 1935

Palma, 17.5.35

 

Lieber Herr Doktor,

beiliegend den Fabrizius, der diesmal in eine rechte Barpantscherei ausgeartet ist. Und hoffentlich brauchen Sie den ‘Cröver Nacktarsch’ nicht von den Blicken der Kundschaft mit einem keuschen Tüchlein zu verdecken. Es wäre schade drum. Döblin kommt dann später gesondert oder mit Neuem; er ist nicht schlecht, aber furchtbar ausgewalzt. Und zuweilen elend verfizzt, was dann auf ein Geduldspiel hinausläuft.

Den Kessler werden Sie bekommen haben. Haben Sie ihn brauchen können? Ich dachte, es sei sehr aktuell gewesen. Fatalerweise erscheinen die Memoiren dieses Diplomaten auf Grund eines sehr alten Vertrages noch bei Fischer. Doch werden sie im Dritten Reich bestimmt nicht warm, wenigstens nicht die späteren Bände, die noch in Arbeit sind. Zum Glück hat er aber schon einen Emigrantenverlag, der die Bücher automatisch übernimmt, wenn sie in D. verpfiffen werden.

Wie treiben Sie's mit Mussert? Wird sich das auswachsen à la Nazis? Dann sehe ich Sie schon mit einem Köfferchen fluchtartig im Destierro verschwinden, sofern sich Mussert nicht einen göringartigen Hackebeilchenschwinger hält, der das verhindert. Warten wir ab!

Mein Hitlerbuch, fast fertig geworden, hab ich wieder bis auf die rudimentären Aufzeichnungen vernichtet. Es war doch zu blödsinnig im Blödsinn ausgeartet und dazu unkeusch, dass es niemand hätte bringen können. Ich weiss nicht woran es liegt, aber ich schreibe immer unanständiger. Ich habe das eigentlich nie hinter mir gesucht.

In einigen Tagen kommen ja die Pennkluber nach Palma. Mal sehn, ob ich den einen oder anderen literarischen Völkergenossen hier herumbummeln sehe. Diese Herren haben nämlich noch gerade zur Komplettierung des Ganzen gefehlt. Shaw hat sich ja vor einiger Zeit auch schon mal mit seinem netten Bart hier umhergetrieben und sich alles genau angesehen - welche Ehre für Mallorca! Erst Marsman, dann Shaw, und demnächst fast alle zusammen.

Seien Sie wie immer recht herzlich gegrüsst.

A. Vigoleis Thelen

 

Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum

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